Renārs Uščins hat mit seinen erst 21 Jahren schon so einiges in seiner Handball-Karriere erreicht. Erst vor einigen Wochen führte er die U21-Nationalmannschaft als Kapitän zum Weltmeistertitel. Nach seinem Urlaub schaute er kurz bei der Biber-Akademie vorbei, um sich über die aktuellen Projekte zu informieren. Wir haben die Möglichkeit gleich genutzt und mit ihm ein Interview geführt.
Herzlichen Glückwunsch zur U21-Weltmeisterschaft Renārs. Wie fühlt es sich an, Weltmeister im eigenen Land geworden zu sein?
Renārs Uščins: Es ist noch immer ein super Gefühl. Gerade auch weil wir die Zuschauer begeistern und während des Turniers eine große Euphorie für den Juniorenbereich entfachen konnten, den es so noch nicht gab im Nachwuchshandball in Deutschland. Darüber sind wir alle wirklich besonders stolz und zugleich glücklich, den Handball so positiv nach außen transportiert zu haben. Dass wir uns dann letztendlich mit dem Titel belohnen konnten, ist einfach nur mega schön.
Du bist erst 21 Jahre alt und bist im letzten Jahr mit der U19-Auswahl Europameister geworden, nun der WM-Titel mit der U21-Nationalmannschaft. Was sind deine Ziele in den nächsten Jahren?
Renārs Uščins: In der kommenden Saison möchte ich bei den Recken noch mehr Verantwortung übernehmen. Deshalb habe ich auch meinen Vertrag beim TSV Hannover-Burgdorf bis 2025 verlängert, sodass ich immer weiter in eine Führungsrolle reinwachsen kann. Dazu möchte ich mich mit konstanten Leistungen in der Bundesliga präsentieren. Wobei das Thema Konstanz sozusagen das Schlüsselwort sein wird und natürlich möchte ich bei der A-Nationalmannschaft anklopfen. Jetzt nicht unbedingt schon bei der Heim-EM 2024, aber für die Jahre danach schon.
Wir blicken zurück. Du bist 2002 in Lettland geboren und dein Vater Armands Uščins ist 2005 aus Riga zum damaligen Dessauer HV 96 gewechselt. Somit sind deine Anfänge im Handball auch eng mit Dessau-Roßlau verbunden. Wie bist du zum Handball gekommen?
Renārs Uščins: Als ich alt genug war, um mir die Spiele meines Vaters anzuschauen, war ich regelmäßig in der Anhalt-Arena. Nach dem Spiel sind wir dann immer auf das Spielfeld gelaufen und haben selbst ein paar Bälle aufs Tor geworfen. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht und war eigentlich immer mein Highlight am Wochenende. Als ich dann alt genug war, haben mich meine Eltern bei der SG Kühnau in der F-Jugend angemeldet. Damit war für mich schon recht früh klar, dass Handball mein Sport werden wird.
Du hast dir mit Sicherheit in den letzten Jahren immer wieder neue Ziele gesetzt. Wie hast du deinen Traum, Handballprofi zu werden, verwirklichen können?
Renārs Uščins: Ich habe mir in jeder Saison neue Ziele gesetzt. Immer mit dem Fokus, wo will ich mich verbessern und wie kann ich dem Team am besten helfen. Das begann bereits in der C-Jugend in meinem ersten Jahr an der Sportschule in Magdeburg. Damals wollte ich in dem neuen Umfeld ankommen und meine Rolle im Team finden. Im zweiten Jahr ging es darum, sich weiterzuentwickeln und sich die Möglichkeit erarbeiten, eine Altersklasse höher zum Einsatz zu kommen. Das war dann später auch der Fall, als ich als B-Jugendlicher zusätzlich in der A-Jugend zum Einsatz kam. Später wollte ich als A-Jugendspieler zudem im Erwachsenenbereich spielen. Damals trainierte Vanja Radić die YoungsterS in der 3. Liga und ich mich fand mich recht gut zurecht und spielte eine gute Rolle in seinem Team. In der Saison 2020/21 hatte ich dann das Glück, beim Bergischen HC Bundesligaluft zu schnuppern. Somit hatte ich Stück für Stück meine gesteckten Ziele erreicht und werde mir auch zukünftig immer wieder neue Ziele setzen.
Hattest du jemals Zweifel gehabt, dass Handballprofi das Richtige für dich ist?
Renārs Uščins: Daran hatte ich niemals gezweifelt und habe viel dafür investiert, dieses Ziel zu erreichen. Die Überzeugung, dass ich das wirklich schaffen kann, kam aber erst als ich beim Bergischen HC war.
Wir hatten es oben bereits erwähnt, dass du über deinen Vater zum Handball gekommen bist. Welchen Einfluss hatte oder hat deine Familie auf deine Karriere?
Renārs Uščins: Mein Vater ist sehr kompetent, was das Thema Handball betrifft. Er wusste das, wenn man es in die Bundesliga schaffen sollte, damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Er wusste aber auch, dass es schnell vorbei sein kann, wenn man sich zum Beispiel mal schwer verletzen sollte und man dann unter Umständen auch mit leeren Händen dastehen könnte. Deshalb war es ihm und meiner Mutter wichtig, dass ich meine Schule ordentlich mache. Darauf haben sie sehr viel Wert gelegt und alles in die richtige Bahn gelenkt, worüber ich sehr dankbar bin. Tatsächlich sprechen wir in den letzten Jahren gar nicht mehr so viel privat über Handball, insbesondere nicht über meine Leistungen.
Die Bibersommercamps stehen vor der Tür. Was möchtest du als Pate der Biber-Akademie den teilnehmenden Kindern mit auf dem Weg geben?
Renārs Uščins: Auf jeden Fall sollen alle jede Menge Spaß haben. Sie sollten so viel wie möglich von den Coaches und den Profispielern mitnehmen, jeden Camp-Tag genießen und gemeinsam mit Freunden und Teamkameraden viel erleben.