Leider hat es am Ende für Renārs Uščins und der deutschen Handball-Nationalmannschaft nicht für eine Medaille bei der Europameisterschaft gereicht. Dennoch hat das Team von Trainer Alfreð Gíslason gezeigt, dass dort eine Mannschaft heranwächst, die zukünftig wieder ganz oben mitmischen könnte. Eine wichtige Rolle dabei könnte unser Biber-Akademie-Pate Renārs Uščins einnehmen. Dieser hat vor allem mit seinen starken Auftritten im Halbfinale gegen Dänemark und im Spiel um Platz drei gegen Schweden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wir haben mit ihm über sein erstes großes Turnier gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch Renārs, auch wenn es am Ende nicht für eine Medaille und der direkten Qualifikation für Olympia 2024 in Paris gereicht hat. Dennoch könnt ihr und insbesondere du mit der Leistung und den Ergebnissen zufrieden sein. Welche Spuren hinterlässt diese EM bei dir?
Renārs Uščins: Die Europameisterschaft ist etwas, was man nicht so schnell vergessen wird, gerade das Rekordspiel vor 53.500 Zuschauern in Düsseldorf. Das waren alles sehr viele intensive und schöne Eindrücke. Das ist halt etwas, was man nicht allzu häufig erlebt und dass ich das jetzt mit 21 Jahren erleben durfte, ist schon etwas ganz Besonderes.
In der Handball-Bundesliga spielst du mit den Recken regelmäßig vor ca. 6.000 Zuschauern. Bei der EM waren es jetzt immer fast 20.000. Wie fühlt es sich an, vor so einer Kulisse zu spielen?
Renārs Uščins: Vor knapp 20.000 Zuschauern, viele davon in Schwarz-Rot-Gold gekleidet, in der Lanxess-Arena in Köln zu spielen ist schon der Wahnsinn. Den Rückhalt und die Euphorie, die wir auf dem Feld spüren konnten, hat uns vorangetrieben und uns stärker gemacht.
Lass uns mal auf die beiden Spiele gegen Dänemark und Schweden zurückblicken. In beiden Spielen hast du nicht nur viel Spielzeit erhalten, sondern auch viel Verantwortung übernommen. Gegen die Dänen im Halbfinale hast du fünf Tore erzielt und wurdest zum „Man of the Match“ ausgezeichnet. Gegen Schweden waren es sogar acht Treffer. Kann man sagen, dass dies deine bisher wichtigsten Spiele im Trikot der Nationalmannschaft waren?
Renārs Uščins: Ich denke, das waren die beiden wichtigsten Spiele in meiner bisherigen Karriere. Wenn man im Halbfinale einer Europameisterschaft steht und dann mit der A-Nationalmannschaft um die Medaillen spielen kann, dann hatte ich bisher nichts, was einen höheren Stellenwert hatte.
Ihr habt fast alle zwei Tage gespielt. Wenig Zeit für die Regeneration und die Vorbereitung auf den nächsten Gegner. Wie sind die Abläufe zwischen den Spielen bei einem solchen Turnier?
Renārs Uščins: Es war so, dass wir zwischen zwei Spielen feste Termine hatten, wir uns aber trotzdem den Tag noch relativ selbst gestalten konnten. Der Tag vor dem Spiel begann mit dem Frühstück um 10 Uhr. Danach folgte die Videoauswertung vom letzten Spiel sowie die Vorbereitung auf den nächsten Gegner. Nach dem Mittagessen hatten wir freie Zeit, wo einige eine Krafteinheit gemacht hatten und andere spazieren waren, um den Kopf freizubekommen sowie den Fokus auf das nächste Spiel zu richten. Am Abend stand dann die zweite Videoeinheit an. Mit Handballtraining war da am Ende wenig.
Im Sommer 2023 bist du als Kapitän mit der deutschen U21-Nationalmannschaft Weltmeister geworden. Jetzt hast du dein erstes großes Turnier im Erwachsenenbereich gespielt. Du wirst im April erst 22 Jahre und hast noch einen Großteil deiner Karriere vor dir. Was sind deine zukünftigen Ziele?
Renārs Uščins: Meine zukünftigen Ziele sind es, sich in der Nationalmannschaft zu etablieren und immer besser zu werden. Ich möchte über die Jahre eine größere Rolle einzunehmen. Mit guten Leistungen in der Bundesliga bewirbt man sich für die kommenden Aufgaben in der Nationalmannschaft und dann muss man dort wieder liefern. Ich hoffe, dass ich meinen Weg so weiter gehen kann.
In jeder Handballmannschaft gibt es verschiedene Aufgaben, die ein Spieler zu erledigen hat. Für was bist du in Hannover zuständig und was ist deine Aufgabe bei der Nationalmannschaft?
Renārs Uščins: Generell hat ein junger Spieler die Aufgabe, einen Koffer oder eine Tasche mehr zu tragen. Meine Aufgabe bei der Nationalmannschaft war es meistens im Training und immer vor dem Spiel die Erwärmung zu leiten.